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AutorenbildMag. Anna Püspök

"Es ist alles nur eine Phase" - Als Mama mit Veränderungen umgehen

Aktualisiert: 4. Sept. 2022


Neulich habe ich mit einer sehr geschätzten Kollegin und Freundin, die gerade ein Baby erwartet, über Schwangerschaft und das Mutter Sein geplaudert. Sie stellte sinngemäß fest, dass die Geburt, dieser lang ersehnte Moment, an dem das Kind endlich zur Welt kommt, mit dem Durchtrennen der Nabelschnur für die Mutter auch gleichzeitig der erste Abschied, das erste Loslösen ist.


Diesen Gedanken kann ich gut nachempfinden. Eine engere Verbindung zu einem anderen Menschen als die einer Mutter zu ihrem Kind während der Schwangerschaft ist kaum möglich, ist dieser kleine Mensch doch gewissermaßen Teil des eigenen Körpers. Diese Verbindung endet natürlich nicht mit dem Moment der „Ent-bindung“ (wie der Begriff eigentlich suggeriert), aber es ist eine der ersten großen fundamentalen Veränderungen im Leben als Mama.


Egal, ob mit Kindern oder ohne: Das Leben besteht aus ständiger Veränderung.

Veränderungen sind ja nicht per se etwas Schlechtes, ganz im Gegenteil: Ich kenne keine Mama, die sich nicht über das Ende des nächtlichen Aufwachens oder später der pubertären Rebellionsphasen gefreut hätte. Nicht umsonst gibt es das bekannte Eltern-Mantra „Es ist alles nur eine Phase“, das uns durch anstrengende Bauchweh-, Schrei- oder Autonomie-Episoden trägt.


Im Zusammenleben mit Kindern kommen Veränderungen gerade in den ersten Lebensjahren aber in einer solch rasanten Geschwindigkeit, dass man sich als Mutter in schönen Momenten oft wünscht, die Zeit anhalten zu können – denn nicht immer fällt es leicht, emotional mit diesem Tempo Schritt zu halten. Gerade erst fühlt man sich so richtig angekommen, und schon ist es wieder anders.

Der Moment eines „ersten Mals“ im Leben eines Kindes ist zumeist etwas sehr Positives und Spannendes, wenn er den Beginn eines neuen Lebensabschnitts, einer neuen Entwicklungsstufe markiert. Gleichzeitig ist es für uns Mütter auch immer der Beginn eines Abschieds, an dessen Ende ein „letztes Mal“ steht. In die Freude über das Neue mischt sich mitunter Wehmut über das, was zu Ende geht. Diese Dualität des Lebens ist mit Kindern besonders deutlich spürbar und begleitet uns über lange Zeit hinweg durch das Elternleben.


Ich erinnere mich noch gut an einen Sonntag im vergangenen Mai. Mein Sohn war gerade dabei, sich selbst abzustillen. Mit wachsender Bandbreite an fester Nahrung verlor er zunehmend das Interesse an der Brust. An diesem besagten Morgen lagen wir eng aneinander gekuschelt stillend im Bett und ich spürte bzw. „wusste“ in diesem Moment plötzlich: Das ist eines der letzten Male, die ich mein Kind stille (ich sollte damit auch Recht behalten). Auch wenn ich mich darauf freute, meinen Körper langsam wieder für mich allein zu haben und wieder flexibler sein zu können, erfüllte mich der Gedanke mit etwas Wehmut: Werde ich in Zukunft auch noch so innige Momente mit meinem Sohn haben? Wird es das letzte Mal in meinem Leben gewesen sein, dass ich diese besondere Erfahrung machen darf, ein Kind zu stillen?

Viele solcher Beispiele kennt jede Mutter aus ihrer eigenen Erfahrung. Veränderungen sind fixer Bestandteil des Lebens. Mitunter gewünscht, ja sogar herbei gesehnt, können sie manchmal wiederum verunsichern, in ihrem Tempo überfordern oder sogar Angst machen.


Was kann helfen, mit Veränderungen besser zurecht zu kommen?


Wenn es dir manchmal schwerfällt, den steten Wandel als Teil des Lebens zu akzeptieren, findest du hier ein paar Anregungen, die dir dabei helfen können, mit Veränderungen umzugehen.


Trauer zulassen und Erinnerungen schaffen

Es ist nicht leicht, wenn etwas Liebgewonnenes zu Ende geht, und es ist völlig okay, darüber traurig zu sein. Sich das zuzugestehen, vielleicht auch zu weinen, erleichtert das Loslassen und hilft beim Verarbeiten. Gibst du dir etwas Zeit, treten Trauer und Wehmut langsam in den Hintergrund und machen Platz für eine schöne Erinnerung.


Mein Tipp für das Schaffen lebendiger Erinnerungen: Als Mama machst du wahrscheinlich ohnehin viele Fotos von deinem Kind. Versuche, dabei nicht nur besonders außergewöhnliche Momente fotografisch festzuhalten, sondern auch ganz alltägliche und vielleicht auch weniger schöne. Bitte auch dein Umfeld, ab und zu Schnappschüsse von dir und deiner Familie aus eurem Alltag zu machen, so, als würdest du dir selbst in einem Film zuschauen. Das zeichnet ein vollständigeres Erinnerungsbild deines Lebens.


Du kannst auch ein paar ausgewählte (!) Erinnerungsstücke behalten, wie beispielseise den ersten Strampler oder ein besonders geliebtes Spielzeug deines Kindes. Sie sind Symbole für eine besondere Lebensphase, die nun vorbei ist, aber auf diese Weise einen Platz im Reigen der Erinnerungen behalten darf.


Eine andere Möglichkeit ist das Führen eines Tagebuchs. Es muss kein täglicher Eintrag sein, aber ab und zu die eigenen Gedanken und Gefühle festzuhalten, sind im nachhinein ein spannendes Zeugnis dafür, was dich zu dieser Zeit gerade beschäftigt und was sich in der Zwischenzeit verändert hat.


Für Halt und Sicherheit sorgen

Veränderungen können manchmal das Gefühl erzeugen, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Gerade wenn im Außen viel in Bewegung ist, ist es wichtig, für Ruhe und Stabilität im Innen zu sorgen. Dies gelingt zum Beispiel durch "erdende" Tätigkeiten wie Spazieren gehen in der Natur, Yoga oder Atemübungen.


Rituale sorgen ebenfalls für einen stabilen Rahmen, und der Vorteil ist: Kinder lieben Rituale, denn auch für sie sind Veränderungen mitunter ganz schön verunsichernd. Ein gemeinsames Ritual stärkt eure Bindung und gibt euch beiden Sicherheit. Übrigens, auch Rituale können und dürfen sich mit der Zeit verändern. Es kann auch sehr schön und verbindend sein, zusammen ein neues Ritual zu etablieren.


Mein Tipp aus der Kräuterkunde:

Lavendel hat eine ausgleichende und stabilisierende Wirkung auf die Psyche. Eine sanfte Fußmassage mit einem duftenden Lavendel-Massageöl vor dem Schlafengehen beruhigt und ist ein schönes Ritual für dich und dein Kind. 

Für das Massageöl 10-12 Tropfen ätherisches Bio-Lavendelöl ("lavandula angustifolia") mit 50ml Bio-Jojobaöl vermischen. Dosierung des ätherischen Öls bei Kindern unter 12 Jahren: 5-6 Tropfen, bei Babys unter 1 Jahr: 1-2 Tropfen. 

Mehr Informationen über ätherische Öle, ihre Wirkung und Anwendungsmöglichkeiten findest du hier.

Offenheit und Vertrauen dem Neuen gegenüber

Ist man über eine Veränderung gerade sehr traurig, kann die folgende Anregung etwas schwer fallen, aber es lohnt sich, darüber nachzudenken. Ausgehend von der dualistischen Idee, dass nie etwas ausschließlich positiv oder ausschließlich negativ ist, sondern es immer zwei Seiten gibt: Was könnte denn das "Gute" an der Veränderung sein? Gibt es vielleicht etwas, das vorher nicht möglich war, und das jetzt, durch die Veränderung, (wieder) möglich wird? Welche neuen Chancen könnten sich ergeben? Das kann auch etwas ganz Triviales sein, wie zum Beispiel endlich wieder ungestört einen ganzen Abend lang in einem Buch zu versinken, wenn das Kind zum ersten Mal auswärts übernachtet.


"Die einzige Konstante im Universum ist die Veränderung." Heraklit, griechischer Philosoph

Wie gehst du mit Veränderungen um? Fällt es dir leicht oder eher schwer, dich darauf einzustellen? Was hilft dir dabei? Ich freue mich auf deinen Kommentar!


 

Portrait Anna Püspök
Foto: Miriam blitzt - Miriam Mehlman Fotografie

Mag. Anna Püspök ist Dipl. Psychosoziale Beraterin, Mentalcoach und Kräuterexpertin. Im Rahmen von MAMAGLÜCK widmet sie sich der seelischen Gesundheit von Frauen und hilft (werdenden) Müttern dabei, gut für sich zu sorgen.

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